Vogelfuetterung per Hand

[UN]scheinbare Welten in Bad Arolsen

Die Ausstellung ist eröffnet! Komm vorbei bis zum 18. Mai 2025

Öffnungszeiten

8. März – 18. Mai 2025

Magdalena Hohlweg – [UN]scheinbare Welten
Collage, Installation, Fotografie

Mi – Sa 14.30 – 17 Uhr

So 11 – 17 Uhr

Sonntagsführung 11.15 Uhr

Führung mit mir am Sonntag, den 27.04. um 11:15 Uhr

Ostersonntag, 20.04.2025, keine Führung.

Adresse: Schlossstraße 27, Bad Arolsen

[UN]scheinbare Welten im Residenzschloss Bad Arolsen

Unzählige Fundstücke finden sich in den Museum Bad Arolsen derzeit zusammen zu neuen Habitaten. Die Insektenkunde treibt hier sozusagen neue Blüten. Die Dinge sind dabei nicht immer das, was sie auf den ersten Blick scheinen. Wer allerdings meint, bei der Entstehung dieses Exponates hätte eine Schreibmaschine mitgewirkt, der hat richtig getippt. Diese Arbeit ist eine von vielen weiteren, die nun in Bad Arolsen residieren. Passt, wackelt und hat Luft!

Insekten aus Fundstuecken
Insektensammlung ohne Insekten

Das Residenzschloss Arolsen atmet Geschichte: Jahrhunderte alte knarrende Treppenstufen, lange Galerien, vertäfelte Wände, historische Räume, die ganz sicher schon vieles erlebt haben.

Nun haben sich in den hochherrschaftlichen Sälen fragile Vogelgestalten und bizarre Insekten angesiedelt.

Ausstellungsraum der [UN]scheinbaren Welten Bad Arolsen

Die begleitenden Texttafeln beleuchten nicht nur die einzelnen Aspekte meiner Arbeiten rund um Wahrnehmung, Wandel und Werte. Die Vergrößerungen machen es auch leicht, sich auf die Miniaturwerke einfacher einzulassen. Dank aufwendiger Technik, bei der mehrere Makro Aufnahmen übereinander gelegt werden, verlieren die starken Fotos auf den Tafeln kein bißchen an Brillanz. Und Sie können sich überzeugen, ob sie richtig gesehen haben. Anders als gewohnt: Bitte gerne richtig nahe herantreten an die Originale!

Auf den ersten Blick erinnern einige der Werke an wissenschaftliche Sammlungen, denn:

Sammeln, vermessen, ordnen, präparieren, zur Schau stellen – das waren bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die zentralen Tätigkeiten naturwissenschaftlicher Forschung. Umweltbedingungen und Verhaltensweisen spielten dabei lange Zeit keinerlei Rolle. Wesentliche Umweltbedingungen und arttypisches Verhalten wurden gänzlich vernachlässigt.

In meinen Arbeiten erhebe ich die Prinzipien der Zusammenhanglosigkeit und Willkür zur Kunstform. Die höchst individuelle und zufällige Zusammenstellung alltäglicher Fundstücke eröffnet neue Perspektiven und etabliert eine radikal neue Ordnung. Jedes noch so kleine Detail wird hier als unverzichtbar deklariert.

Insekt oder Nicht-Insekt? Das ist bei einigen Exponaten die Frage.

Wie nehmen wir unsere Welt wahr?

Wie kann ein Objekt in unserem Bewusstsein eine Präsenz erlangen und eine tiefere Wirkung entfalten?

Am Ende ist alles eine Frage der Betrachtung. Der Wert eines jeden Objektes ist eng mit unserer Wahrnehmung verbunden.

Erst durch unsere Aufmerksamkeit erwachen Dinge zum Leben und entfalten ihre Magie.

Auch mein Arbeitsplatz ist in der Ausstellung zu finden. Naja – Hier ist die Vitrine umringt von Teilnehmenden einer meiner Führungen. Ich habe einige Materialien mitgebracht, um die Entstehung der Arbeiten zeigen zu können.

Die Führungen machen einfach Spaß. Das war wieder eine kurzweilige Stunde mit allen zusammen. Danke an alle Besucherinnen und Besucher!

Vor der Hängung hatte ich übrigens leise Zweifel, wie sich meine kleinteiligen Arbeiten in den barocken Sälen und Galerien behaupten würden. Wie unzählige Farbsprenkel könnten sie auf den riesigen Wänden verloren gehen, oder?

Im Gegenteil! Die etwa 40 Exponate leuchten hier im herrlichen Kontrast, der neue Perspektiven freilegt.

Ich könnte mir keinen würdigeren Rahmen vorstellen – Glanz und Gloria für die kleinsten Bedeutungslosigkeiten unserer alltäglichen Welt. Hier strahlen sie mit ihrem ganzen – manchmal etwas morbiden – Charme.

Angefangen bei den kleinen Szenen auf 5 x 5 cm bis hin zu den großformatigen Arbeiten, die auf den ersten Blick wie alte wissenschaftliche Sammlungen anmuten mögen – jedes Exponat hat seinen Platz gefunden und lädt zum genauen Hinsehen ein.

Die Ausstellung wurde auch bereits von etlichen Schulklassen aus dem Umkreis von Bad Arolsen besucht. Es freut mich riesig, wenn insbesondere die Kinder Anregungen mitnehmen können, auch in den kleinsten Überbleibseln etwa spannendes zu entdecken.

Es war dann auch wieder ein riesiges Vergnügen für mich, gemeinsam mit begeisterten Drittklässlern weitere phantastische Wesen zu kreieren. Bisher habe ich es in allen Gruppen erlebt: Wirklich jedes Kind findet seinen ganz eigenen kleinen Schatz in den zunächst nichts sagenden Teilchen, die ich ihnen für ihre Arbeit anbiete.

Nach der Besichtigung der Ausstellung haben sie alle fleißig und sehr vertieft mitgearbeitet. Jedes Kind hat am Ende sein eigenes Werk stolz mit nach Hause getragen.

Kinder gestalten ihre eigenen kleinen Wesen aus unscheinbaren Resten. In kleinen Boxen kommen die Schätze gut zur Geltung

Nun läuft die Ausstellung bereits seit mehreren Wochen. Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist.

Bei meinen letzten Vorbereitungen in den Museumsräumen wurde ich übrigens auf ganz besondere Weise empfangen. Ich hatte mich schon bei der Anreise über das sonnige Wetter sehr gefreut. Nach den grauen Tagen im Februar waren die ersten wärmenden Sonnenstrahlen ein Hochgenuss. Das hatte sich wohl auch dieses Pfauenauge gedacht, das auf den Treppenstufen vor der Ausstellung saß, als hätte es extra für mich in diesem Moment seinen Winterschlaf beendet. Was für eine nette Begrüßung. Die Steine waren bestimmt ein guter Platz, um sich aufzuwärmen für einen ersten Ausflug nach der langen kalten Jahreszeit. Was für eine schöne, unverhoffte Begegnung. Denn ein Thema meiner Ausstellung ist auch wieder die Metamorphose. Denn genauso wie sich in der Natur stets alles im Wandel befindet, so sind auch wir, besonders in diesen schwierigen Zeiten, mit tief greifenden Veränderungen konfrontiert.

Ein Pfauenauge scheint auch neugierig auf die Ausstellung zu sein
Endlich Sonne! Das genießt auch dieser Schmetterling

Die Natur nimmt den Wandel mit viel mehr Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit hin als wir oder?

Die Ausstellung ist geöffnet
Museum im Schloss Arolsen

Und die Vernissage? Die war kurzweilig und gefüllt mit intensiven Gesprächen:

Gemeinsam im Interview mit Melanie Mehring, Museumsleitung Schlossmuseum Bad Pyrmont, ist die Einführung in die Ausstellung sehr informativ und die Vernissage insgesamt sehr kurzweilig gelungen.

Das konnte ich dem begeisterten Feedback entnehmen, den interessanten Gesprächen und netten Begegnungen am Abend der Vernissage. Ich sage ein herzliches „DANKE“ an alle Besucherinnen und Besucher. Es war ein richtig schöner Abend.

Und schon vor Erscheinen der ausführlichen Presseartikel war gleich das erste Wochenende bestens besucht – Tendenz steigend 🙂

Der Aufbau der Ausstellung lag glücklicherweise nicht ausschließlich in meinen Händen. Allein ist so ein großes Vorhaben auch kaum zu wuppen. Die Vorbereitungen zusammen mit der Museumsleitung haben richtig Spaß gemacht. Und ganz lieben Dank auch an alle weiteren Helferinnen und Helfer.

Insbesondere die Gestaltung des Kabinetts zur Metamorphose hat mich dieses Mal allerdings ziemlich beansprucht. Dieser Aufbau war mir in meiner Ausstellung Romantik 2.0 leichter von der Hand gegangen. Nach den lebensgefährlichen Ereignissen im vergangenen September bin ich offensichtlich noch nicht wieder so stressresistent, wie ich mich bis dahin gefühlt hatte. Dennoch: Ich bin auf dem guten Weg der Besserung! Und der raumgreifende Kokon ist eröffnet! Einfach eintreten und den Wandel geschehen lassen 🙂

Total glücklich bin ich auch über die einzelnen Texttafeln mitsamt den großformatigen Abbildungen, die nicht nur einzelne ausgewählte Werke der Ausstellung in den Fokus rücken, sondern auf das gesamte Spektrum meiner Arbeit rund um Wandel, Wahrnehmung und Wertigkeiten näher eingehen. Hier findest Du neue Perspektiven.

Die extrem hochauflösenden und sehr aufwendigen Aufnahmen einzelner Exponate habe ich übrigens wieder meinem lieben Ehemann, Manfred Hohlweg, zu verdanken.

Für die unzähligen winzigen Details legt er jeweils mehrere Aufnahmen übereinander, sodass diese tollen Makroaufnahmen mit beeindruckender Schärfentiefe entstehen. Die Ausleuchtung bis ins letzte Detail erlaubt erstaunliche Zooms in die kleinsten Schätze unseres Alltags und der Natur.

Kaum zu glauben, dass diese winzigen Fundstücke aussehen wie bizarre Kunstwerke, wenn man nur nah genug heranzoomen kann, wie es in der Ausstellung machbar ist. Hier gibt`s näheres zu den Makroaufnahmen von Manfred Hohlweg.

Plakat zur Ausstellung

Mit der Fertigstellung des begehbaren „Kokons“ habe ich dann tatsächlich so viele intensive Stunden verbracht, dass ich trotz meiner inzwischen mehrfachen Besuche in Bad Arolsen bis jetzt immer noch keine Schlossführung buchen konnte. Das werde ich nachholen! Denn das Museum im Schloss macht ja nur einen Teil des imposanten Anwesens aus.

Ich möchte nicht alles vorwegnehmen. Darum nur ein Blick von außen auf den Kokon, der extra für diesen Zeitraum angefertigt wurde. Ich wollte gern ein unfertiges, unscheinbares, etwas rätselhaftes Äußeres. Denn auch in der Natur ist Tarnung ein wichtiges Prinzip. Und nicht jeder Schritt im Laufe einer Metamorphose ist “hübsch”

Die Außenwand der begehbaren Kokons aus wieder verwertbaren Arbeitsplatten
Die Kiste möchte gern Rätsel aufgeben. Aussen hui, innen pfui? Hier ist es eher umgekehrt. Mehr verrate ich nicht 🙂
Fundstücke in der Ausstellung
Diese geheimnisvollen Fundstücke erscheinen wie aus einer anderen Welt

Der Besuch der (UN)scheinbaren Welten lässt sich in der Tat prima als Tagesausflug gestalten. Nach Deinem Besuch der Ausstellung gibt es neben den Schlossführungen nämlich auch noch die sehr eindrucksvolle Bibliothik Brehm und die Fürstlich Waldecksche Hofbibliothek zu entdecken. Das eindrucksvolle Christian-Daniel-Rauch-Museum möchte ich dann auch noch unbedingt empfehlen.

Aber vor allem: Verpasse nicht die [UN]scheinbaren Welten! Denn die sind hier wirklich in einem eindrucksvollen Rahmen präsentiert 🙂

Das Residenzschloss Bad Arolsen liegt übrigens westlich von Kassel.

Hinweise des Museums zur Anfahrt


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