Was ist Kunst?
Ist das denn noch Kunst, eine Banane an die Wand zu kleben? Oder: was macht Salvador Dalis Ruhm eigentlich aus? Und warum liebt alle Welt Mona Lisa?
Ich bin mir sicher:
- dass Mut, Witz, Timing und die passende Location dazu gehören, aus einer gammelnden Banane ein eindrucksvolles Werk zu erschaffen – manches Werk lebt allein von seiner Einmaligkeit – und von dem ganzen Wirbel drum herum.
- dass Mona Lisas Lächeln so bemerkenswert ist, weil es in der Kunst viel zu wenige Darstellungen von Frauen gibt, die den Betrachter so selbstbewusst anblicken.
- dass ein eigenwilliges Outfit allein noch keinen Künstler ausmacht, denn ein Gesamtwerk wie Dali braucht absolute Konsequenz. Um mit Deinem gesamten Erscheinungsbild auffallen zu wollen, muss Du das Markenmanagement wirklich auf die Spitze treiben wollen.
- dass viele erfolgreiche Künstlerbiografien nicht nachahmenswert sind.
- dass Kunst stetige Erneuerung braucht und Du keine “Rezepte” übernehmen musst.
- dass Kunst große Diversität bedeutet und Du Deinen eigenen Weg finden kannst.
Mach Dein eigenes Ding!
Der Kunstmarkt und mit ihm der finanzielle Erfolg von Kunst unterliegen einem stetigen Kampf um Macht und Status. Die Ansprüche an Kunst verändern sich seit Jahrtausenden parallel mit dem gesellschaftlichen Wandel. Religion, Kultur, Politik, Wissenschaft, Finanzen…der dominierende Einfluss hängt sehr von der Epoche ab.
Kunst atmet Zeitgeist. Wurde anfangs noch die Natur als höchste Macht verehrt und künstlerisch dargestellt, so repräsentiert sie seit Entstehung der ersten Hochkulturen die jeweils entsprechenden Autoritäten.
Tja – die Kunst ist nicht so frei, wie sie es gern wäre und es oft behauptet wird. Um den Kunstmarkt attraktiv zu erhalten, werden Hürden aufgebaut. Die Knappheit und damit den Wert der “wahren” Kunst werden hoch gehalten. Macht und Kunst sind nun mal ein altes, kontroverses Pärchen. Die aktuellen politischen Entwicklungen sprechen derzeit nicht für mehr Offenheit und Diversität. Frauen müssen seit jeher mit Benachteiligungen gegenüber männlichen Kollegen rechnen. Das wird sich nicht von allein ändern.
Solange wir in hierarchischen Strukturen festhängen, werden wir Frauen auch als Künstlerinnen hinten angestellt, aussortiert, bagatellisiert und zum Objekt heruntergestuft werden. Ein Künstlerkollege hat mir mal erklärt, warum ich niemals in der Lage sein würde, einen menschlichen Akt anatomisch richtig darzustellen: “Das liegt am Gehirn der Frauen!” meinte er ernsthaft. “Ist gar nicht böse gemeint. Aber als Frau kannst Du das einfach nicht!”
Damit war jede Diskussion um die Qualität und Weiterentwicklung meiner Arbeit beendet. Vor allem aber ist so eine Aussage eine pauschale Herabwürdigung sämtlicher weiblicher Künstlerinnen aller Zeiten. Dass solche Ansichten von der Zeit überholt werden würden oder irgendwie von allein aussterben, davon ist nicht auszugehen. Vielleicht hat besagter Künstler ja seine Fehleinschätzung inzwischen erkannt. Wir können alle aus unseren Fehlern lernen.
Und wie kann ich Kunst heute überhaupt noch beurteilen?
Ach, sie ist so unglaublich vielseitg: sie kann provozieren, reflektieren, Fragen stellen, neues erkunden, lehren, heilen, Visionen oder Apokalypsen in den Raum stellen. Sie kann sich immer wieder selbst neu erfinden. Gerade heute haben Künstlerinnen und Künstler weltweit ziemlich viele Freiheiten – soweit sie nicht finanziell von ihrer künstlerischen Arbeit abhängig sind. Was die Zukunft bringen wird, ist offen.
Lass Dich inspirieren an den Entwicklungen anderer Künstlerinnen und Künstler aus der Vergangenheit und Gegenwart. Die sind oft ungewöhnlich und manchmal inspirierend. Für Kunstschaffende genauso wie für Kunstinteressierte. Sei offen für das, was andere bewegt und vorantreibt. Probiere Techniken aus, für die Du Dich begeistern kannst. Am Ende aber gilt diese eine Ausrede NICHT:
Ach hätte ich nur…! Ach könnte ich nur…! Ach wäre ich nur…!
Denn es ist es völlig egal, von welchem Standpunkt aus Du startest – mach Dich auf den Weg! Nur die eigenen ersten Schritte auf Deinem neuen Weg bringen Dich weiter!
Gehe vom konsumieren ins kreieren!
Denn erst Deine eigene Kreation ist der Minimalkonsens und der authenische Ausgangspunkt, von dem aus Du startest! Denn Kunst ist zu allererst Ausdruck – und damit ein menschliches Grundbedürfnis.
Wenn Du Dich selbst auf den Weg machst, um Deine eigene Kunst zu entwickeln, dann ist nur so viel sicher:
Dein Weg ist dein Ziel!
Ob Künstlerin oder Künstler: In der Kunst gibt es keine Erfolgsgarantie.
Jeder vermeintliche Umweg hat mich bisher weitergebracht.
Welche Steine hast Du Dir in den Weg legen lassen? Was hat Dir geholfen, trotzdem weiter zu gehen?
Weitere Gedanken zur Kunst findest Du auch hier in meinem Blog