Magdalena am Strand Usedom

Heute keine lebensbedrohlichen Ereignisse!

Ich bin glücklich, nach dem Segelunfall im vergangenen September wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren –

– im wahrsten Sinne. Denn mit dem eigenen Ende so direkt konfrontiert zu werden, hinterlässt Spuren.

Wieder in den Alltag zurückzufinden, war anfangs die zentrale Aufgabe. In den ersten Tagen zu Hause fühlte ich mich zum Beispiel schon von unserem Kaffeevollautomaten überfordert. Dabei haben wir wirklich kein sehr kompliziertes Gerät. Trotzdem war der einfache Filterkaffee erst einmal nervenschonender als ein mit mehreren notwendigen Handgriffen gemachter Cafe Crema, den ich normalerweise lieber trinke.

Mein Nervenkostüm war einfach noch etwas angegriffen. Eines Morgens schaute ich dann auf mein Handy – Auf dem Startbildschirm lasse ich mir immer anstehende Termine anzeigen. Und diesmal las ich dort klar und deutlich:

“Heute keine lebensbedrohlichen Ereignisse!”

Im ersten Moment spürte ich tatsächlich Erleichterung, dann fühlte ich mich ertappt in meiner Anspannung – und musste schmunzeln. Denn jetzt konnte ich es erst richtig entziffern: “Heute keine anstehenden Ereignisse!”

Da hatte mir mein Unterbewusstsein einen kleinen Streich gespielt. Das war wohl so eine klassische “Freudsche Fehlleistung“. Die Geschehnisse waren doch einfach noch sehr präsent. Dass ich aber dieses Handy überhaupt noch in Händen halte, ist für mich auch heute noch erstaunlich. Denn ich hatte es im September 2024 mit eigenen Augen davonschwimmen sehen. Ganz langsam dümpelte meine Tasche im Achterwasser dahin, schon unter der Wasseroberfläche. Als ich sie entdeckte, war sie schon drei bis vier Meter vom Boot entfernt. Ich dachte an die Schlüssel, Ausweise, Kreditkarten, das Handy. Alles weg! Alles egal. Es wäre viel zu kräftezehrend gewesen, hinterher zu schwimmen. Nur das war mir klar. Es war keine Kraft zu vergeuden. Nur den Halt nicht verlieren! Allein das zählte. Jeder aufsteigende beunruhigende Gedanke musste zur Seite geschoben werden.

Und jetzt gerade kann ich feststellen, dass mir nicht mehr kalt wird, indem ich über die Situation nachdenke. Erstaunlich finde ich allerdings immer noch, wie unglaublich schnell die Emotionen in kürzester Zeit wechseln können. Denn indem ich mich an das untergehende Boot und an mein Leben geklammert hatte, spürte ich eine nüchterne Erkenntnis aufsteigen beim Anblick der verschwindenden Habseligkeiten, die mir für den Moment etwas Sicherheit gab:

Wie unwichtig im Leben doch sämtliche Papiere und Ausweise sein können!

Als ich dann am selben Abend aber noch in der Notaufnahme, unter der Heizdecke liegend, alle meine Papiere, Schlüssel und Karten wieder erhielt, habe ich die Erleichterung darüber dann wiederum mit einer Freude empfunden, die mich selbst erstaunte. Vonwegen alles egal! Ich war einfach überglücklich, alle Dokumente wieder in Händen zu halten – sogar das Handy funktionierte ja noch einwandfrei. Der aufmerksamen Wasserschutzpolizei sei Dank: Sie haben meine Tasche aus dem Wasser ziehen können! Alles war triefend nass, aber nach dem Trocknen wieder brauchbar. Einfach wunderbar und großartig! Ich kann mich gar nicht genug bedanken für den Einsatz aller beteiligten Helferinnen und Helfer!

Das Meilenbuch meines Mannes wurde zusammen mit unseren Taschen ebenfalls fortgeschwemmt und wieder gerettet. Die Seiten waren verklebt, aber fast alles noch lesbar. Mit dem verfärbten Einband sieht es nun uralt und etwas geheimnisvoll aus. Touren mit mir gemeinsam werden keine mehr eingetragen werden. Soviel weiß ich sicher. Ob mein Mann wieder segeln möchte, hält er sich noch offen. Ich bin gespannt, wie er sich entscheiden wird. Das Boot hat das Kentern ja relativ unbeschadet überstanden. Es wird mit etwas Einsatz wieder gut in Schuss gebracht werden können.

Das brackige Achterwasser hat auch beim Meilenbuch seine Spuren hinterlassen

Und diese Erkenntnis kam dann auch wieder völlig unvermittelt, als ich meinen Rucksack zurück überreicht bekam:

Wie wichtig doch ein Schlüssel ist, ein Ausweis, eine Kreditkarte, das Handy!

Einige Wochen hat es noch gedauert, bis ich keine plötzlichen und unerklärlichen Atembeschwerden mehr hatte, mein Blutdruck sich wieder beruhigt hatte, bis ich wieder durchschlafen konnte, bis mir nicht mehr übel wurde beim Anblick von bewegten Bildern mit Wellen und Wasser, bis ich meine körperlichen Kräfte ganz zurückgewonnen hatte.

Die langanhaltende Erschöpfung nach dem Schockzustand und der starken Unterkühlung hatten wir beide, mein Mann und ich, zunächst unterschätzt. Wir freuten uns sehr, als wir beide langsam wieder etwas fitter wurden – und schon kam Corona. Das hat uns nochmals zurückgeworfen. Bis in den Januar hinein waren wir beide ziemlich ruhebefürtig. Ausflüge? Menschenmengen? Haben wir so weit wie möglich vermieden.

Inzwischen haben wir beide uns wieder gut erholt.

Wie gesagt: Ich habe wieder festen Boden unter den Füßen!

Die Vorbeitungsarbeiten der Ausstellung in Arolsen waren ein hilfreicher positiver Ansporn

Spätestens ab Februar konnte ich mich wieder so richtig auf die Vorfreude einlassen und mich besser auf die Arbeit konzentrieren. Bei den Planungen waren die Erfahrungen der vorangegangenen Ausstellungen hilfreich, obwohl natürlich jede Ausstellung den Gegebenheiten und räumlichen Möglichkeiten angepasst werden muss. Es lief aber alles reibungslos und hat richtig Spaß gemacht. Auch die gute Zusammenarbeit mit dem Museumsteam war wieder eine große Inspirationsquelle und riesige Arbeitserleichterung.

Der begehbare Kokon ist mit seiner schlichten Optik ebenfalls richtig gut gelungen finde ich.

Die Innengestaltung hat mich allerdings in einem Maße gefordert, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Denn die Mosaikarbeiten dafür liegen nicht gerade in meiner Routine. An diesen Arbeiten habe ich feststellen müssen, dass ich noch nicht wieder normal belastbar bin. Es fiel mir schwerer als üblicherweise, mich auf die einzelnen Arbeitsschritte zu konzentrieren – Alles muss sehr genau ausgemessen, das Material muss passend verarbeitet werden, das Budget und der Zeitplan im Auge behalten werden. Das Mosaik habe ich von Hand vor Ort installiert. Das war sozusagen ein Experiment, das auf Anhieb unbedingt gelingen musste.

Nach der Fertigstellung war ich deutlich erschöpfter als ich es erwartet hatte. Aber auch sehr glücklich und zufrieden mit dem Ergebnis.

Die Ausstellung ist echt gelungen. Bis zum 18. Mai kannst Du sie noch erkunden

Die Ausstellung im Residenzschloss Arolsen


Jede Krise birgt bekanntlich ihre Chancen!

Vermutlich erleben wir alle gerade diese sehr verunsichernde Zeit mit den nicht abreißenden weltweiten Krisen. Auf alle unsere persönlichen Herausforderungen kommen sozusagen die täglichen irritierenden Weltnachrichten nochmal on top!

Meine einschneidenen Erfahrungen Ende 2024 haben mir persönlich mehr Klarheit über meine eigenen Ziele und Wünsche gebracht. Um wieder fit und belastbar zu werden, musste ich mich bei allen äußeren Turbulenzen sehr auf mich selbst konzentrieren. Dabei bin ich sehr froh und dankbar, dass mir das gemeinsam mit meiner Familie gelingen konnte.

Ich bin mir sicher: Vor jeder Veränderung zum Guten steht die Selbsterkenntnis!

Und zumindest im eigenen Umfeld schätze ich nun noch mehr die Möglichkeit, mein Miteinander mit anderen Menschen und meiner Umwelt mitzugestalten. Wie wichtig es ist, die eigene Verantwortung zu erkennen, den Mut nicht zu verlieren, einfach zu tun, was im Moment machbar ist – das alles habe ich selbst als überlebenswichtig erfahren.

Ich bin jetzt sehr froh und dankbar, dass ich viele dieser Gedanken und Einsichten in meine künstlerische Arbeit einfließen lassen kann. Mit der aktuellen Einzelausstellung habe ich die mir am Herzen liegenden Themen damit noch deutlicher herausarbeiten können. Und eines ist mir noch klarer geworden:

Denn es bringt so viel Überraschendes, bei Führungen und Aktionen gemeinsam in die [UN]scheinbaren Welten einzutauchen. Die Gespräche, Fragen und Sichtweisen der Betrachterinnen und Betrachter fördern jedes Mal neue Einsichten zu Tage.

Führung im Arolser Schloss
Führung im Schloss durch die [UHN]scheinbaren Welten

Auch die Mitmachaktion mit den Kindern war wieder ein schönes Ereignis mit vielen strahlenden Gesichtern. Die begeisterten Drittklässlerinnen und -klässler haben in der Ausstellung zunächst die vielen kleinen Gestalten und Geschichten entdeckt. Im Anschluss nutzten sie intensiv die Zeit, um ihre eigenen fantastischen Miniaturwesen zu gestalten. Die Ergebnisse waren wieder sehr fantasievoll und artenreich.

Wie gesagt: Die Ausstellung ist noch bis zum 18. Mai geöffnet. Ich hoffe, weiteres rechtzeitig berichten zu können.

Um Dich auch jenseits von Social Media auf dem Laufenden halten zu können, freue ich mich, wenn Du meinen persönlichen Newsletter abonnierst.

Bis dahin! – Bleib gesund und zuversichtlich.


Füge einen Kommentar hinzu

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert